Ansichten & Einsichten

In den kurzen Beiträgen geht es um praktische Beispiele aus dem Alltag einer Beraterin und Trainerin. Hier gebe ich konkrete Anregungen für Verhaltensmöglichkeiten, wie mit Respekt, Wertschätzung, Humor und (angeleitetem) Erfahrungsaustausch einfühlsame Kommunikation und konstruktive Intervention möglich sind.

Über Ergänzungen und diskussionsfreudigen Austausch freue ich mich

Im Rahmen der Geranimationsausbildung* gestalte ich einen Tag als Lehrtrainerin. Ich nutze diese – für mich – kurze Zeit, um die Devise es ist immer hier und jetzt“ spürbar zu machen. Dabei lade ich die Gruppe am Beginn ein, gemeinsam die Sitzordnung zu gestalten (üblicherweise gibt’s einen Schulungsraum mit in Reihen angeordneten Stühlen und Blick nach vorne zu einer Tafel/einem Katheder), damit die Teilnehmenden den Unterschied zwischen diversen Sitzordnungen wahrnehmen können. Anschließend nehmen wir mit einer einfachen Übung Kontakt zueinander auf. Das Einstimmen für die gemeinsame Arbeit ist wesentlich für das Gelingen dieser Fortbildung. Dann besprechen wir, angeregt durch Vorschläge von mir, welche Themen konkreter besprochen und/oder bearbeitet werden sollen. Der übliche Vorgang für mich als praktisch orientierte Trainerin ist: über Erleben, Hinterfragen (inklusive Theorieinput meinerseits), und Üben zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Bei der Nachbesprechung zu diesem Tag kann ich mit dem Hinweis auf das Erlebte auch verständlich machen, dass nicht – nur – das vorbereitete Programm, sondern vor allem die aktuelle Situation und Befindlichkeit der Teilnehmenden die Grundlage für das Tun von Geranimation ist.
*Geranimation bedeutet: Begleiten, Aktivieren und Coachen von älteren Menschen für mehr Lebensfreude und Lebensqualität.

Was raten Sie mir?
Diese Frage stellt mir eine Kundin während einer Beratungssituation. Ich verstehe, was sie meint, und kann ihr doch die gewünschte Antwort nicht geben. Wir haben ihr Thema von allen Seiten beleuchtet. Gemeinsam werden alle Möglichkeiten für und wider besprochen. Ihr Wunsch ist es, eine spezielle Ausbildung zu machen. Dazu gibt es von ihrer Seite viele verschiedene Einwände, warum die oder jene für sie nicht in Frage kommt. Entweder ist der Aufwand zu groß oder die Anreise zu lang oder sie ist schlichtweg zu teuer. In speziellen Fällen könnten auch unangenehme Teilnehmende dabei sein. Meine Empfehlung an Sie ist, alle Möglichkeiten noch einmal in Ruhe zu überdenken und erst danach eine Entscheidung zu treffen. Ich vermute in so einem Fall, dass die Kundin zwar Informationen einholen will, selbst aber für diese spezielle Ausbildung – noch – nicht wirklich bereit ist. Auf keinen Fall darf ich sie direktiv beraten. Ich weiß nie, was für eine andere Person passend ist. Sie muss es selbst herausfinden.

Wie kann ich überzeugen?
Andere Menschen kann ich nur dann überzeugen, wenn ich einen klaren Standpunkt habe, den ich auch begründen kann. Das bedeutet, dass ich in der Lage sein muss zu vermitteln, was und warum etwas für mich wichtig ist. Nur eine Meinung, die ich selbst erarbeitet habe, ist eine persönliche Meinung. Um andere Personen überzeugen zu können, muss ich die Meinung jeder einzelnen Person ernst nehmen, darf sie aber nicht beurteilen oder gar bewerten. Es gilt, der anderen Person auf konstruktive Art zu begegnen und dabei meine Ansicht verständlich zu begründen: „Ich sehe das anders.“ Hilfreich dabei ist, sich die Mühe zu machen, den Erfahrungshintergrund der jeweils anderen Person zu beachten und mein Wissen mit anschaulichen Beispielen zu vermitteln. Wir alle haben unsere eigenen Erfahrungen und damit auch eine persönliche Denkweise. Wir wollen verstanden und ernst genommen werden. Wichtig dabei ist, dass ich gut zuhören kann und mich für die Ansichten und Meinungen der anderen Person wirklich interessiere. So kann ein Austausch passieren. Im Gespräch können neue Informationen meine Meinung ändern.

Nach jedem Workshop oder Seminar bitte ich die Teilnehmenden zu reflektieren, was sie erlebt haben. Ich empfehle ihnen nachzudenken, welche Anregungen sie für ihre zukünftige Arbeit hilfreich finden und was davon sie vorausichtlich praktisch umsetzen können. Dabei ist auch die persönliche Entwicklung ein Thema. Seit Mitte der 80er Jahre versuche ich, eine für mich passende Übersetzung für das WortFeedback“ zu finden. Dieses Wort ist schon so in unserem Sprachgebrauch verankert, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, was es bedeutet. Deswegen können viele Menschen damit nicht wirklich etwas anfangen. Auch für mich war das jahrelang eine schwierige Aufgabe. Wie so oft ist es gar nicht so einfach, ein Wort aus einer Fremdsprache mit einem Wort aus der eigenen Sprache zu übersetzen. Daher ist es für mich unumgänglich, das Wort „Feedback“ immer wieder ausführlich zu „umschreiben“ und damit zu konkretisieren. Feedback bedeutet: ich beschreibe meinen Eindruck von einer bestimmten Situation oder dem Verhalten einer Person. Beschreiben bedeutet, dass wir die eigene Sichtweise – wertfrei – vermitteln, damit sich die andere Person von einer Situation oder dem Verhalten eines Mitmenschen ein konkretes Bild machen kann. So entsteht Verständnis für unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen. Darüber hinaus hilft es den Teilnehmenden zu üben, sich konkret auszudrücken.

Feedback wie?
Was den persönlichen Bereich im privaten Rahmen anlangt ist auf jeden Fall abzuklären, ob es überhaupt erwünscht ist. Leitende Personen sollten freilich jederzeit angemessen Feedback geben, dafür aber sowohl den passenden Ort als auch den richtigen Zeitpunkt wählen. Jede Person hat das Recht, klar und ohne Verschleierung zu erfahren, wie sie von der jeweils anderen Person gesehen wird. Und zwar begründet und partnerschaftlich. Das heißt, dass die eigene Sichtweise für die andere Person nachvollziehbar sein soll: welche meiner Beobachtungen aus welchem Blickwinkel begründen meine Aussage? Feedback soll beschreiben und nicht bewerten. Damit die andere Person nicht auf Vermutungen angewiesen ist, soll diese Beschreibung präzise und detailliert sein. Feedback wird nur dann angenommen, wenn die andere Person eine wohlwollende Gesinnung dahinter spürt. Jeder Versuch, die andere Person mit einem Feedback kleiner zu machen oder zu „bestrafen“ – egal ob bewusst oder unbewusst –, macht aus dieser Rückmeldung eine feindselige Handlung. Feedback verdient diese Bezeichnung nur dann, wenn es dazu da ist, die andere Person „größer“ zu machen.

Während des Seminars „Schwierige Situationen konstruktiv meistern“ taucht bei einem konkreten Beispiel die Frage auf: „Was soll ich denn in so einer Situation tun? Ich habe doch keine andere Wahl, als…“ Um verschiedene andere Möglichkeiten aufzuzeigen, lade ich die Teilnehmenden zu einem Test ein. Dieser Test macht sichtbar, welche Verhaltensmuster sich jede Person durch Vorbilder und eigenes Erleben – meist unbewusst – antrainiert hat. In der Folge kann ich bei der Auswertung dieses Tests anschaulich erklären, wie wir erkennen können, welche Reaktionen sinnvoll und wirksam sind. Obwohl wir also allesamt aufgrund unserer Biografie zu einer bestimmten Verhaltensweise neigen, bestimmen wir doch selbst, welche der persönlichen Möglichkeiten wir in der jeweiligen Situation nutzen. Ganz im Sinne von Viktor Frankl: „Menschliches Verhalten wird nicht von Bedingungen diktiert, die der Mensch antrifft, sondern von Entscheidungen, die er selber trifft.

Worum geht’s?
Nach dieser Einstiegsfrage in einem Coaching-Prozess erhalte ich oft viele verwirrende Informationen. Um dahinter zu kommen, worin das eigentliche Bedürfnis besteht, braucht es viele weitere Fragestellungen und Geduld von beiden Seiten. Immer wieder ist dabei meine Erkenntnis, dass eine Vorstellung, wie es sein soll, viele andere Möglichkeiten verhindert. Unter dem Motto „Das Ziel ist im Weg“ biete ich dann andere Blinkwinkel und Sichtweisen für eine Klärung der eigentlichen Bedürfnisse an. So kann es gelingen, dass sich neue Aspekte, worum es wirklich geht, auftun. Damit wird der Weg klar und kann frohen Mutes zum jetzt passenden Ziel beschritten werden. Unter dem beliebten Motto: Der Weg ist das Ziel!

Ernst Fortunits

„Ich merke dazu an und spreche dahingehend ein Lob aus, dass die Lernportionen wohldosiert sind, sehr kompakt, übersichtlich und (vor allem) verständlich. Dass sich alles auf „Das Ziel ist im Weg“ zuspitzt, wirkt auf mich überraschend. (Dennoch ist es schlüssig.) Mit diesem Schlüsselsatz geht alles schneller auf. DANKE für den nicht unwichtigen Hinweis.“

Bei der Arbeit mit Menschen haben wir die Aufgabe, einen angstfreien Raum zu schaffen. Erst dann kann alles gesagt und ohne Beschränkung auch ausprobiert werden. Das Führen und Anleiten von Menschen braucht besondere Energie und Kraft. Statt zu bewerten oder zu beurteilen geht es immer um Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber. Dabei ist es hilfreich auch anzuregen, manchmal den Intellekt auszuschalten, wenn er verneint: „Das kann ich nicht!“, „Das gehört sich nicht!“, „Das geht doch nicht!“. Wer den eigenen Impulsen folgen und sich in die Regionen der Intuition vorwagen will, braucht eine Grundatmosphäre von Vertrauen, auch zu sich selbst. Selbstreflexion JA, Selbstkritik NEIN. Liebevoll motivierende Betrachtung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten ist ein wichtiger Baustein am Weg zur beruflichen Qualität und damit zum Erfolg.

In einem Moderationstraining ist eine der wesentlichen Fähigkeiten, die erlernt werden sollen, die Technik des Fragenstellens. Während so einer Übungssituation mühen sich die Teilnehmenden oft sehr, um elegant zu formulieren. Die Sätze, die dabei entstehen, klingen dann oft hochtrabend und umständlich. Dadurch wissen die Befragten nicht, was genau sie antworten oder diskutieren sollen. Gabriele Kössler sagt in diesem Fall gerne: Akademische Fragen bringen akademische Antworten und die sind nicht sehr hilfreich zur Umsetzung. Ihre Anregung ist dann: „Sag grad heraus, was willst denn wissen?“ Meist kommt dann eine klare und schlichte Frage. Eine solche Frage wird verstanden und kann daher gut beantwortet werden. So kommt es anschließend auch zu konkreten Ergebnissen

Während eines Beratungsgesprächs ist es wichtig, genau hinzuhören und die jeweiligen Aussagen ernst zu nehmen. Es gilt dabei zu klären, was mit bestimmten Begriffen gemeint ist, denn jeder Begriff ist mit persönlichen Erfahrungen belegt. Um für mich klarzustellen, worum es wirklich geht, versuche ich, mit anschaulichen Beispielen aus meiner Erfahrung Geschichten zu erzählen. Das sind manchmal Ereignisse aus dem eigenen Leben oder Erlebnisse anderer Personen in ähnlichen Situationen. Damit rege ich die Erfahrungen der Rat suchenden Person an und kann damit ein dahinter liegendes Bedürfnis erspüren. Es ist immer wichtig, darauf zu achten, was gemeint ist, und nicht zu vermuten, worum es meiner Meinung nach geht.

Wirksame Intervention während eines Seminars.
Während einer Kleingruppenarbeit saß ein Teilnehmer etwas entfernt von den beiden anderen und telefonierte. Wir hatten am Beginn des Seminars vereinbart, dass Mobiltelefone abgeschaltet oder stumm geschaltet sind. Es soll nur in den Pausen oder außerhalb des Seminarraums telefoniert werden. Ich bemerkte, dass die beiden auf den Kollegen warteten, damit er sich zu ihnen gesellte, um die gemeinsame Aufgabe zu bearbeiten. „Er fehlt Ihnen?“ war meine Frage. Ich bekam damit die Aufmerksamkeit des Telefonierenden. Seine Botschaft war, dass er auf seinem Arbeitsplatz wichtig und unabkömmlich sei. Dazu meinte ich, dass es möglicherweise sinnvoll wäre, nicht an einer Weiterbildungsveranstaltung teilzunehmen, wenn er an seinem Arbeitsplatz so dringend gebraucht wird. Zu meiner Überraschung schaltete er das Telefon ab und arbeitete bis zum Seminarende konzentriert und engagiert mit.

Sylvia Klein
„Diese Antwort von dir in dem Beispiel ist super! Das erinnert mich daran, dass ich einmal mehrere in einem Kurs hatte, die ständig, kaum dass die Pause da war, zu telefonieren begannen. Dies will ich dir hier gerne schildern: Ich sagte den gesamten Studierenden nach so einer Pause, dass ich mich freue und geehrt fühle, dass ich so wichtige, im Unternehmen gefragte Persönlichkeiten unterrichten darf, die sich nicht einmal eine Sekunde Pause für sich selbst gönnen können. Ab der nächsten Pause stürzten sie nicht mehr sofort mit dem Handy weg, sondern blieben zumindest einige Minuten noch plaudernd im Kursraum und waren während den Kursstunden viel aktiver dabei. Deine Beispiele sind immer sehr, sehr gut und wunderbar spannend geschrieben!! Großartige Idee!!!“

Sylvia Klein
„Diese Antwort von dir in dem Beispiel ist super! Das erinnert mich daran, dass ich einmal mehrere in einem Kurs hatte, die ständig, kaum dass die Pause da war, zu telefonieren begannen. Dies will ich dir hier gerne schildern: Ich sagte den gesamten Studierenden nach so einer Pause, dass ich mich freue und geehrt fühle, dass ich so wichtige, im Unternehmen gefragte Persönlichkeiten unterrichten darf, die sich nicht einmal eine Sekunde Pause für sich selbst gönnen können. Ab der nächsten Pause stürzten sie nicht mehr sofort mit dem Handy weg, sondern blieben zumindest einige Minuten noch plaudernd im Kursraum und waren während den Kursstunden viel aktiver dabei. Deine Beispiele sind immer sehr, sehr gut und wunderbar spannend geschrieben!! Großartige Idee!!!“

Irmi Novak
„Diese Intervention war richtig und – wirklich wirksam. Manchmal geht es mir in einem meiner Mal-workshops auch so… Nur, dass ich noch nicht gebeten hab, die Mobs abzuschalten… Vielleicht überleg ich mir das auch noch.“

Sylvia Klein
„Diese Antwort von dir in dem Beispiel ist super! Das erinnert mich daran, dass ich einmal mehrere in einem Kurs hatte, die ständig, kaum dass die Pause da war, zu telefonieren begannen. Dies will ich dir hier gerne schildern: Ich sagte den gesamten Studierenden nach so einer Pause, dass ich mich freue und geehrt fühle, dass ich so wichtige, im Unternehmen gefragte Persönlichkeiten unterrichten darf, die sich nicht einmal eine Sekunde Pause für sich selbst gönnen können. Ab der nächsten Pause stürzten sie nicht mehr sofort mit dem Handy weg, sondern blieben zumindest einige Minuten noch plaudernd im Kursraum und waren während den Kursstunden viel aktiver dabei. Deine Beispiele sind immer sehr, sehr gut und wunderbar spannend geschrieben!! Großartige Idee!!!“

Irmi Novak
„Diese Intervention war richtig und – wirklich wirksam. Manchmal geht es mir in einem meiner Mal-workshops auch so… Nur, dass ich noch nicht gebeten hab, die Mobs abzuschalten… Vielleicht überleg ich mir das auch noch.“

Christof Rossbacher
„Schöne Kurzintervention! Gefällt mir. War für die betreffende Person sicher überraschend und gleichzeitig wertschätzend, obwohl sein Verhalten sicher gestört hat.“